Samstag, 17. Oktober 2020

LIEBE vs REGELN

"Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den HERRN zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!"

(Hosea 10,12; Luther 2017)


Regeln, Regeln, Regeln - den ganzen Tag lang. Was ich nicht alles tun muss. Haushalt führen, studieren, im Job Höchstleistungen vollbringen, Kinder erziehen, Zahnarzttermin, das Auto in die Werkstatt schaffen. Und vor allem - immer schön lächeln! Weil - wie es mir gerade wirklich geht, interessiert ja niemanden.

Sieht so dein Leben aus? Dann habe ich eine Überraschung für dich. Gott versteht dich. Er ist auf deiner Seite.

Er hetzt dich nicht. Klar müssen alle diese Sachen erledigt werden. Aber vielleicht musst du sie nicht allein tun und kannst dir Hilfe holen.

Ich glaube auch, dass es nicht unbedingt die Arbeit ist, die uns fertig macht, sondern die Ansprüche, die wir und andere an uns haben.

Du musst alles richtig machen. Als Christ musst du dich aufopfern. Du musst den ganzen Tag lang schuften, dich auspowern und am Ende des Tages noch lächeln. Das gehört sich doch so als Christ!

Wenn du alles getan hast, kriegst du am Ende vielleicht noch einen Arschtritt.

Regeln. Und wehe, wenn du nicht alle einhältst! Laut Meinung mancher Christen, ist Gott dann sauer auf dich. Weil du gesündigt hast, weil du nicht alles richtig gemacht hast. Ihrer Meinung nach...

Das kann ziemlich anstrengend sein! Und das ist es auch.

Newsflash! Gott ist nicht so. Er weiß, dass du nicht perfekt bist. Ja du bist weit davon entfernt. Und das weiß Gott auch.

Entspann dich. Tu, was du kannst, und überlasse Gott den Rest. Denn was bringt es, wenn du am Ende selbst nicht mehr kannst.

Wenn ich mit meinem Auto nach langen Strecken nicht an die Tankstelle fahre, um aufzutanken, bleibe ich irgendwann liegen. Genauso musst auch du Pausen machen und manchmal auch Urlaub. Jeder hat ein anderes Kontingent an Kraft. Die einen haben mehr, die anderen weniger.

Außerdem ist das Leben nicht immer schwarz weiß. Es gibt Grauzonen. Nicht jedes Leben ist gleich. Die einen finden sehr früh ihren Partner fürs Leben, bekommen Kinder oder starten frühzeitig ihre Karriere. Wenn es bei dir etwas später geschieht, gerate nicht ins Zweifeln. Jedes Leben ist anders.

Und Situationen wechseln, ständig. Deshalb nützt das sich Vergleichen mit anderen gar nichts, weil es keine gemeinsame Vergleichsbasis gibt. Ich kann nicht eine Pampelmuse mit einer Weinbeere vergleichen. Da stimmt was nicht. Der Vergleich hinkt.

Gott erwartet auch nicht von uns, dass wir immer gerecht handeln. Das können und werden wir nicht, weil wir Menschen sind und Fehler machen - immer, ob wir wollen oder nicht.

Der Slogan höher, schneller, weiter gilt bei Gott nicht. Wenn Gott etwas tut, dann macht er es innerhalb einer bestimmten Zeitspanne und er macht es sehr gut, aber nicht gleichartig.

Jede Schneeflocke hat eine andere Struktur, jeder Fingerabdruck ist anders. Und es gibt Millionen Menschen auf der Welt. 

Die Liebe wiederum besteht darin, unsere Andersartigkeit zu akzeptieren und wertzuschätzen. So können wir uns ergänzen. Und nicht zu sagen, du musst etwas genauso machen, wie ich es tue. Das funktioniert nicht und das muss dein Ego aushalten. 

"Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe!"

Säet Gerechtigkeit - natürlich. Aber nach dem Maße der Liebe!

Liebe bedeutet nicht, dem anderen meine Regelvorstellungen aufzuzwingen.

Natürlich gibt es die Zehn Gebote. Und ganz klar ist es, dass wir niemanden umbringen sollen, unsere Eltern ehren und nicht stehlen usw.

Aber es gibt Bereiche im Leben, da schreibt uns die Bibel nicht vor, was wir tun sollen. Zum Beispiel, welchen Beruf wir ausüben oder welchen Partner wir heiraten. Oder welches Fach wir studieren.

Manche Leute scheinen allerdings zu glauben, dass sie einem Menschen alles vorschreiben dürfen. Wie er oder sie zu leben hat. Was er oder sie darf oder nicht darf. Eigentlich behandelt man so nur kleine Kinder, die noch nicht wissen, wie das Leben läuft.

Erwachsene sollte man so nicht behandeln! Das führt nur zu Unmut und einem permanent schlechten Gewissen, obwohl der Mensch nichts falsch gemacht hat, sondern nur seine eigenen Entscheidungen trifft. 

Gott liebt uns, so wie wir sind. Er hat uns unterschiedlich geschaffen. Und weil wir die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ohnehin nicht einhalten können, hat er seinen Sohn Jesus geschickt. Manche Menschen leben so, als wäre Jesus gar nicht gekommen, für uns gestorben und auferstanden. 

Menschen, denen man alles aufzwingt, sind Sklaven. Sie sind nicht frei. Sie denken nicht selbst. Sie führen nur stur und stumm Befehle aus.

Gott ist kein Sklavenhalter, sondern die Liebe in Person. Liebe bedeutet für mich Freiheit. Laut der Bibel sollen wir innerhalb bestimmter Grenzen leben, ja. Aber dennoch in Freiheit und nicht unter Zwang. Jesus hat uns doch frei gemacht!

Ich habe oft genug Leute erlebt, die sagen, es gibt einen Master-Plan Gottes. Den Plan A. Plan A muss funktionieren. Was ist aber, wenn Plan A nicht funktioniert? Und das tut er meist nicht. Gibt es dann noch Plan B, C, D oder E? Oder muss ich mein Leben wegwerfen, weil Plan A nicht funktioniert hat?

Sicher nicht. Gott kommt mit jedem Menschen zurecht. Und Gott ist so kreativ. Dem Einen hat er beispielsweise die Gabe der Lehre gegeben, dem anderen die Gabe zu singen. Das ist für Gott in Ordnung. Er weiß und will, dass wir unterschiedlich sind. Er hat uns so geschaffen. Das Leben wäre todlangweilig, wenn wir alle gleich wären. Dann würde sich niemand ergänzen.

"Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den HERRN zu suchen..."

Beginne etwas Neues zu Gottes Ehre. Versuche es wenigstens. Wenn es nicht funktioniert, hast du es wenigstens probiert. Und tue es, solange es Zeit ist. Irgendwann wird diese Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Dann wird es zu spät sein. 

Denn dann kommt Jesus wieder.

...bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!

Und wenn Jesus wiederkommt, dann wird Gott Gerechtigkeit über uns Menschen regnen lassen. Er wird vergelten, je nachdem, wie wir gelebt haben. Gutes und Böses wird er gerecht richten.

Am Ende wird auch die Liebe vollkommen sein. Dann brauchen wir uns nicht mehr abzustrampeln, mit unseren Schwächen zu kämpfen, uns krampfhaft abzumühen. Dann wird es nur noch Liebe geben und Gerechtigkeit bis in alle Ewigkeit. Dann werden wir, wenn wir Gerechtigkeit gesät haben, Liebe ernten. Darauf freue ich mich.