Montag, 6. Mai 2019

Hören versus Frieden


Psalm 85,9 (Luther 2017)

"Könnte ich doch hören, was Gott der HERR redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, auf dass sie nicht in Torheit geraten."

Hören - Frieden - Identität: Wie passt das zusammen? 

Auf den ersten Blick vielleicht gar nicht. Aber wie sieht es mit dem 2. Blick aus?
Man sollte bekanntlich immer zweimal hinschauen.

Hören: Immer wenn ich als Kind beim Arzt war und meine Mutter im Schlepptau hatte, schaute mir der Arzt demonstrativ in die Ohren und sagte absichtlich laut und zu meiner Mutter gewandt: "Die Ohren sind frei."
Das sollte so viel heißen wie: Wenn sie wirklich mal nicht hört bzw. gehorcht, dann liegt es nicht an den Ohren.

Kommt dir das bekannt vor? Geht es dir vielleicht auch manchmal so?
Du bittest Gott um etwas. Und du redest und redest und redest. Aber irgendwie hörst du keine Antwort von Gott.

Ich denke, manchmal sagt Gott vielleicht in diesem Moment wirklich nichts. 
Aber meist spricht er schon. Nur, wir hören ihn nicht, weil wir nicht auf ihn hören; mit anderen Worten, weil wir ihm nicht zuhören.

Meist hat Gott eine andere Vorstellung von unserem Leben, einen anderen Plan, eine andere Perspektive als wir.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich eine fixe Idee habe, versuche ich diese sofort in die Tat umzusetzen.
Fühlt sich gut an, mach ich.

Unsere Planung ist oft kurzsichtig, aber Gott sieht weiter. Viel weiter.

Vielleicht sollen wir manchmal in einer Situation etwas lernen. Das, was wir lernen sollen, hat nicht unbedingt immer etwas mit dem zu tun, was wir gern lernen würden. Gott sieht das oft anders.

Wer beispielsweise Geduld nötig hat, kommt ständig in Situationen, in denen er oder sie warten muss. Das können die banalsten Dinge sein. Die Mitmenschen sind schon längst damit durch. Aber man selbst muss warten. Worauf auch immer. Mit der Zeit wird man entspannter, wenn man durch Gottes Schule des Wartens gegangen ist. Ich habe schon oft gehört, dass Frauen, die Kinder haben, auf einmal von ihren Mitmenschen als entspannter wahrgenommen werden. Warum dies der Fall ist, lässt sich leicht erahnen. Mütter müssen geduldig sein. Sie haben keine andere Wahl, wenn sie ihre Kinder zu reifen und selbständigen Menschen erziehen wollen. Ich glaube, Gott sieht das mit uns ganz genauso. Indem wir geduldig etwas ertragen, werden wir weiser, lernen wir Geduld. Und das bringt letztendlich Hoffnung in unser Leben und vor allem Frieden.

Frieden: Wann hast du das letzte Mal einfach nur rumgesessen und dich entspannt, ohne dich abzulenken mit diversen Aktivitäten? Wann warst du zum letzten Mal einfach nur zufrieden, ohne etwas Bestimmtes tun zu müssen? Ohne dass dich etwas oder jemand gehetzt hat oder du dich hast hetzen lassen?
Ich finde, das ist sehr schwer, zu solch einer Zufriedenheit, zu solch einem Frieden zu gelangen.
Oft wird viel von uns verlangt; im Beruf, in der Familie, vom Partner, von Freunden, vielleicht denken wir, auch von Gott?
Um wirklich innerlich frei zu sein, brauchen wir Frieden.

Ich meine, inneren Frieden, nicht eine perfekte Umgebung. Inneren Frieden im Sturm, Frieden, wenn alles daneben geht, Frieden, wenn wir enttäuscht sind.
Diesen Frieden zu bekommen oder ihn sich zu erhalten, ist nicht leicht, und wir können diesen Frieden auch nicht herstellen.

Im Frieden zu leben, ist wirklich eine Entscheidung. Ich gehe zu Gott und sage: Bitte, hier hast du alle Dinge oder Menschen, die mich beschäftigen. Nimm sie, nimm mir die Probleme ab. Ich gebe sie dir. Finde du eine Lösung, die ich partout nicht finden kann.

Das klingt sehr entspannend, finde ich. Ich staune oft über Menschen, die eine schlimme Krankheit haben, aber offensichtlich ganz gelassen damit umgehen. Obwohl sie manchmal an der Schwelle zwischen Leben und Tod stehen, vertrauen sie Gott, komplett, mit ihrem ganzen Sein, mit ihren Gedanken und Gefühlen. Ich stehe meist hochachtungsvoll daneben und weiß nicht recht, wie diese Menschen es anstellen, so entspannt zu sein, trotz allem.
Ich glaube inzwischen, ihr Geheimnis ist: Identität.


Identität: In wem oder was suche ich meine Identität? In meinen Beziehungen, in meinem Beruf, in meiner Leistung, in meinen Kindern, in meiner Gesundheit?

Jesus hat einmal gesagt in Joh. 15,5 (Luther 2017): "...ohne mich könnt ihr nichts tun."

Wenn wir ohne Jesus oder Gott sowieso nichts tun können, warum machen wir uns dann Sorgen? Sorgen helfen nicht weiter. Sie ziehen höchstens noch mehr runter. Und trotzdem sorgen wir uns andauernd. Warum? Ich glaube, es hat mit mangelndem Vertrauen zu tun. Vielleicht glauben wir an Gott oder an ein höheres Wesen. Aber wir glauben oft nicht, dass Gott auch uns helfen wird. Dass er auch uns liebt. Die wenigsten von uns glauben das wirklich, tief in ihrer Seele.

Warum sollte ein so großer Gott sich um so kleine Menschen kümmern? 
Gute Frage. Die Überraschung ist: Er tut es. Jeden Tag. Und sein Plan für uns ist richtig. Er führt uns, wie Eltern ihr Kind an der Hand führen; auch, wenn wir es oft gar nicht merken.

Erst im Rückblick sehen wir dann, wie Gott es doch gut gemacht hat; besser, als wir es je hätten planen können.

Ohne Vorbereitung lässt Gott niemanden in den Kampf ziehen.

Wenn du auf Gott hörst, "gerätst du nicht in Torheit". Das heißt, du wirst nicht die falsche Entscheidung treffen. Und selbst wenn, wird Gott etwas Schönes daraus gestalten. Du siehst es nur erst im Nachhinein. Aber, du kannst mit Sicherheit sagen, du hast etwas daraus gelernt.