"Aber die Mutter des Knaben sprach: So wahr der HERR lebt und so wahr du lebst: Ich lasse nicht von dir! Da machte er sich auf und ging ihr nach. Gehasi aber ging vor ihnen hin und legte den Stab dem Knaben aufs Antlitz: da war aber keine Stimme und kein Aufmerken. Und er ging zurück Elisa entgegen und sagte ihm: Der Knabe ist nicht aufgewacht. Und als Elisa ins Haus kam, siehe, da lag der Knabe tot auf seinem Bett. Und er ging hinein und schloss die Tür hinter sich zu und betete zu dem HERRN und stieg aufs Bett und legte sich auf das Kind und legte seinen Mund auf des Kindes Mund und seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände und breitete sich so über ihn; da wurde des Kindes Leib warm. Er aber stand wieder auf und ging im Haus einmal hierhin und dahin und stieg wieder aufs Bett und breitete sich über ihn. Da nieste der Knabe sieben Mal; danach tat der Knabe seine Augen auf. Und Elisa rief Gehasi und sprach: Ruf die Schunemiterin! Und als er sie rief, kam sie hinein zu ihm. Er sprach: Da, nimm hin deinen Sohn! Da kam sie und fiel nieder zu seinen Füßen und neigte sich zur Erde und nahm ihren Sohn und ging hinaus."
(2. Könige 4, 30-37; Luther 2017)
In dieser Geschichte geht es um eine Mutter, die von Gott durch Elisa einen Sohn versprochen bekommen hatte in hohem Alter. So ähnlich wie bei Abraham. Sie glaubt dem Propheten Elisa zunächst nicht. Sie sagt mit etwas anderen Worten: "Elisa, mach dich nicht über mich lustig. Ich werde in meinem Alter keine Kinder mehr bekommen."
Aber 1 Jahr später bekommt sie einen Sohn. Sie liebt ihn über alles. Und dann auf einmal eines Tages bekommt dieser Sohn wahnsinnige Kopfschmerzen. Innerhalb von ein paar Stunden stirbt er.
Seine Mutter läuft zu Elisa und sagt zu ihm: "Ich habe dir doch gesagt, du sollst keine Scherze mit mir treiben." Aber als Elisa sie fragt: "Wie geht es deinem Sohn?", sagt sie nur "Gut". Aber Elisa spürt: Da stimmt etwas nicht. Es geht ihrem Sohn nicht gut. Er schickt also seinen Diener Gehasi hin mit seinem Stab. Der soll den Stab auf das Antlitz des Kindes legen. Auf dem Weg zurück zu dem toten Sohn der Frau soll er mit niemandem sprechen und niemanden grüßen.
Dann legt er den Stab auf das Kind. Doch es geschieht nichts. Elisa geht selbst los. Er kommt in das Zimmer und verschließt die Tür hinter sich.
Er legt sich auf den Sohn. Seinen Mund auf dessen Mund und seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände.
Plötzlich wird der Körper des Jungen warm und er erwacht zu neuem Leben.
Was für eine krasse Geschichte.
Erst mal ist da die Frau. Sie hatte einen Traum. Sie hat nicht wirklich daran geglaubt. Aber Gott gab ihr ein Versprechen und es ging in Erfüllung. Sie liebte diesen Sohn von ganzem Herzen.
Eines Tages, als er erwachsen ist, bekommt er plötzlich Kopfschmerzen und stirbt. Einfach so.
Sie sagt zu Elisa: Warum? Warum hast du mir Hoffnungen gemacht? Warum bekomme ich diesen Sohn und jetzt, wo er groß ist, stirbt er?
Wie oft stellen wir Gott diese Frage? Gott, wann bekomme ich endlich diesen Job, diesen Partner, diese Lehrstelle? Gott, wann werde ich endlich gesund?
Und dann nach viel zu langer Zeit geht der Wunsch in Erfüllung. Gott ist gnädig und er gibt.
Und dann auf einmal, urplötzlich, platzt der Traum wie eine Seifenblase.
Warum?
Ich kann mir vorstellen, dass diese Frau ziemlich verzweifelt gewesen sein muss. Absolut durch.
Aber das Kuriose ist, sie spricht nicht darüber. Sie trauert so sehr um ihren Sohn, dass ihr die Luft wegbleibt. Als ihr Ehemann sie fragt, wie es ihrem gemeinsamen Sohn geht, sagt sie nur: "Gut." Und: "Ich muss zu Elisa."
Die Propheten waren damals Mittelsmänner zu Gott. Sie waren Stellvertreter Gottes auf Erden.
Also heute könnte man sagen, sie geht zuerst zu Gott und fragt ihn: Gott, warum?
Warum versprichst du mir etwas und ich bekomme es auch. Und dann nimmst du es mir einfach wieder weg?
Warum? Es ist nur ein Gedanke, aber vielleicht wollte Gott die Prioritäten der Frau wieder zurechtrücken. Vielleicht wollte er sich in ihrer Prioritätenliste wieder ganz nach oben bringen.
Sie läuft also zu Elisa. Sie sagt nichts. Sie wirft sich zu Boden und umklammert Elisas Füße, wie ein Kind. Sie ist so am Boden zerstört. Als Elisas Diener Gehasi sie kurz zuvor fragt, wie es ihrem Sohn gehe, lügt sie und sagt: Gut. Aber Moment. Vielleicht ist es ja gar keine Lüge. Vielleicht glaubt sie schon hier daran, dass Gott letzten Endes alles gut machen wird mit ihrem Sohn.
Vielleicht hat sie schon hier die Gewissheit, dass Gott keine Fehler macht.
Zu Elisa sagt sie dann aber: "Warum täuschst du mich? Ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht täuschen."
Ich kann dieses Gefühl zutiefst nachvollziehen. Da ist etwas, das Gott einem versprochen hat.
Man hat gehofft, gebangt und es anfangs vielleicht noch nicht einmal für voll genommen.
Und dann geschieht es tatsächlich. Aber als das Kind groß ist, der Traum geboren und ausgereift, ist es auf einmal vorbei.
Das kann diese Frau nicht glauben und sie wirft sich zu Elisas Füßen.
Elisa macht seinen Job. Er hört auf Gott. Und er hört nochmal hin. Und als er die Antwort bekommt, da geht er hin und schließt die Tür zu. Er braucht kein Publikum. Er braucht keine Menschen. Nur Gott. Er will nur seinen Auftrag ausführen.
Er tut, was Gott ihm gesagt hat. Er legt sich auf das Kind.
Aber dies geschieht nicht sofort. Zunächst ist er sich nicht sicher. Er schickt seinen Diener Gehasi mit seinem Stab zu dem Sohn der Frau. Der soll ihn mit dem Stab berühren. Für mich bedeutet das: Du musst selbst glauben, was Gott dir gesagt hat. Niemand anders kann das für dich übernehmen. Lass dich nicht von Menschen oder Dingen ablenken. Lass dir nicht reinreden. Höre nicht auf ein "nein", wenn du "ja" sagen sollst oder auf ein "ja", wenn du "nein" sagen sollst. Höre ausschließlich auf Gott. Geh selbst hin. Lege deinen eigenen Körper auf das Kind. Schicke nicht jemand anderen.
Es ist dein Leben.
Übernimm die Verantwortung dafür.
Elisa geht also selbst hin und legt sich auf den Jungen. Und siehe da: Der Körper des Jungen wird warm. Der Junge erlebt eine Auferstehung.
Wie viele deiner Träume hast du schon begraben? Gott möchte sie zu neuem Leben erwecken.
Vielleicht hast du Ängste, Sorgen, Wut, Ärger, Misstrauen, Sachen, die dich schon lange beschäftigen, und du möchtest sie loswerden. Du willst, dass sie endlich sterben. Lege sie auf das Totenbett! Gott wird sich darum kümmern. Wenn du diese Sachen an Gott abgibst, hast du die Hände wieder frei für deinen Sohn, für deine Träume.
Diese Ketten töten dich. Sie töten deine Seele. Der Teufel benutzt sie, um dich zu quälen. Er greift deine Träume kurz vor ihrer Geburt an.
Aber lass es nicht zu. Gott hält seine Versprechen. Alle. Auch, wenn es länger dauert als erwartet.
Auch wenn es schwieriger wird, als gedacht. Auch wenn Hinz und Kunz dir sagt, gib auf.
Sag nein! Ich halte fest. Die Hoffnung stirbt nie. Sie stirbt nicht zuletzt. Sie stirbt nie.
Elisa gibt nicht auf. Er legt sich nicht nur einmal auf den Jungen. Nein. Zweimal. Er gibt nicht auf. Er versucht es wieder.
Wie oft sind wir versucht, aufzugeben? Wie oft haben wir es schon versucht und sind kurz davor, das Handtuch zu werfen? Bleib dran. Gib nicht auf.
Im Fitnessstudio Gottes trainierst du deine geistlichen Muskeln. Du wächst durch Druck. Du wächst, wenn du keine Wahl mehr hast, als Gott zu vertrauen. Du wächst, wenn alle gegen dich sind und du nur noch Gott hast. Du wächst.
Und dann, dann bist du ein wahres Zeugnis für Gott. Dann kommt deine Auferstehung. Dann kommt deine Sternstunde, deine Traumstunde. Dann bist du für deine Fesseln gestorben, für den Teufel gestorben. Er kann dich nicht mehr angreifen.
Nur derjenige ist angreifbar und erpressbar, der etwas zu verlieren hat.
Wenn du für die Sünde tot bist, bist du frei von ihr. Wenn du für die Sorgen und Ängste tot bist, bist du frei von ihnen. Vertraue Gott und er wird deine Herzenswünsche erfüllen. Denn er hat sie in dich hineingelegt.
Vertrau!